Verkündung im Kiekeberg-Museum: ANGELITER TANNENZAPFEN ist die „Kartoffel des Jahres 2023“
Am 04.04.2023 fand im Rahmen einer Veranstaltung im Kiekeberg-Museum in Rosengarten-Ehestorf (Landkreis Harburg) die Verkündung der „Kartoffel des Jahres 2023“ statt. Die ehemalige niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn lüftete das Geheimnis.“
„Angeliter Tannenzapfen“ sind eine Kartoffelrarität. Sie haben einen Ehrenplatz bei Kartoffel-Liebhabern“, erklärte Wilfried Stegmann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Kartoffel des Jahres. Die Sorte ist festkochend, hat längliche, fingerförmige Knollen, helles Fruchtfleisch und einen hervorragenden Geschmack. Der Name dieser alten Sorte leitet sich ab aus ihrer Herkunftsregion Angeln in Schleswig-Holstein und ihrer hörnchenartigen Form mit Kerben. Mit etwas Fantasie erinnern sie an Tannenzapfen. Sie zählen zu den gefährdeten Kulturpflanzen, die im Handel nur noch selten angeboten werden. Um ihre Erhaltung kümmern sich engagierte Landwirte und Gärtner. SlowFood Hamburg hat „Angeliter Tannenzapfen“ als besondere Nutzpflanze mit dem Titel „Arche-Passagier“ gewürdigt.
Der Verein SlowFood hat herausgefunden, dass diese festkochende Kartoffel in der Region zwischen Schlei und Flensburger Bucht schon Anfang des 19. Jahrhunderts als “Tannenzapfel-Kartoffel” erwähnt wurde und später auch “weisse Spargelkartoffel” genannt worden ist. Obwohl ihr Anbau zu Beginn des zweiten Weltkrieges untersagt wurde, hätten sie Bauern für den eigenen Genuss im Geheimen weiter angebaut.
Foto: Lena Heitmann Kiekeberg-Museum
Die „Kartoffel des Jahres“ ist eine Auszeichnung, die auf die Vielfalt der Kartoffelsorten aufmerksam machen soll, weil sie Teil des kulturellen und kulinarischen Erbes sind. Gewählt wurde die „Kartoffel des Jahres“ von einer Arbeitsgemeinschaft aus zwölf Vertretern von Umwelt-, Verbraucher- und landwirtschaftlichen Organisationen. In der Vergangenheit waren schon “Linda“, „Bamberger Hörnchen“ und „Sieglinde“ geehrt worden. Die Vermarktung von Kartoffelraritäten erfolgt in erster Linie über das Internet, auf Wochenmärkten und in Hofläden.
Foto: Lena Heitmann Kiekeberg-Museum
Im Rahmen der der Verkündung wurden auf dem Gelände des Kiekeberg-Museums „Angeliter Tannenzapfen“ von Darstellern des Projektes „Gelebte Geschichte 1945 – Überleben in der Nachkriegszeit“ in authentisch rekonstruierter Kleidung in ein Kartoffelbeet gepflanzt.
Wilfried Stegmann (www.blaue-kartoffeln.de), Monika Griefahn (ehemalige Bundesumweltministerin)
Foto: Lena Heitmann Kiekeberg-Museum
Sie „Kartoffel des Jahres“ wird von Vertretern des Arbeitskreises „Kartoffel des Jahres“ gewählt. Dem Arbeitskreis gehören 12 Organisationen, Vereine und Unternehmen an, die sich für den Erhalt der Sortenvielfalt engagieren.
Foto: Lena Heitmann Kiekeberg-Museum
Zur Wahl „Kartoffel des Jahres“ stehen Kartoffelsorten, die seit vielen Jahren angebaut werden und etwas Besonderes geleistet haben.
Warum die Auszeichnung?
Ziel der Auszeichnung „Kartoffel des Jahres“ ist es, auf die Kartoffelvielfalt aufmerksam zu machen. Verbraucher kennen aus dem Handel oft nur ein schmales Sortiment von höchstens zehn Sorten, dabei gibt es rund 150 in Deutschland zugelassene Speisekartoffelsorten und ca. 150 Sorten, die in einem anderen EU-Land eingetragen sind und die auch in Deutschland angebaut werden. Weltweit gibt es über 2000 zugelassene Kartoffelsorten. Die Tendenz der Sortenvielfalt ist jedoch rückläufig.
Durch den Erhalt möglichst vieler alter Sorten wird ein Beitrag zur Erhaltung der bedrohten Sortenvielfalt geleistet. Gleichzeitig verbessern sich damit die Gestaltungsmöglichkeiten in kreativen Küchen und im landwirtschaftlichen Anbau sowie bei der Biodiversität.
WIKIPEDIA: https://de.wikipedia.org/wiki/Kartoffel_des_Jahres
„Kartoffel des Jahres“ seit 2006
Sorte aus der Begründung für die Wahl
2006 Blauer Schwede „Kartoffeln müssen nicht immer nur gelb sein.“
2007 Linda „Weil sie gerettet werden muss…“
2008 Bamberger Hörnchen „In Feinschmeckerkreisen verehrte Sorte…“
2009 Adretta „Bedeutende DDR-Sorte, die die Wende überlebt hat…“
2010 Sieglinde „Von 1945 bis 1970 der Star am Kartoffelhimmel…“
2011 Ora „Mehlig kochende DDR-Sorte, perfekt für Püree…“
2012 Bintje „80 Jahre alte Schönheit aus Holland…“
2013 Rosa Tannenzapfen „Intensiver Geschmack und schöne Farbe…“
2014 Granola „Guter Geschmack und ungemein vielseitig verwendbar…“
2015 Heideniere „Wiederentdeckte Sorte mit herausragendem Geschmack..“
2016 Nicola „Die Universalkartoffel: lecker, formschön“
2017 Weinberger Schloßkipfler „Hörnchenförmige Rarität aus Österreich…“
2018 Rote Emmalie „rotfleischig, aus bäuerlicher Züchtung“
2019 Quarta „mit roten Augen, besonders beliebt in Bayern“
2022 Agria „erfolgreiche Pommes-Kartoffel mit großen Knollen“
2023 Angeliter Tannenzapfen „Herkunftsregion Angeln in Schleswig-Holstein“
Kriterien für die Wahl
Zur Wahl „Kartoffel des Jahres“ stehen freie Kartoffelsorten, die ohne Gebühren nachgebaut werden können, weil sie älter als 30 Jahre sind (Sortenschutz ausgelaufen) oder der Züchter darauf verzichtet.
Wer hat gewählt?
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Georg Janßen
Bioland, Jan Plagge
Biogartenversand Jeebel, Gerhard Wacha
Ellenbergs Kartoffelvielfalt, Karsten Ellenberg
Freilichtmuseum am Kiekeberg, Dr. Stefan Zimmermann
Hatzl-Hof, Andreas Hatzl
Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN), Carolin Grieshop
Slow Food, Dominik Klier
„Tartufflis erlesene Kartoffeln“, Peter Glandien
Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN). Dr. Heidi Lorey
Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (V.E.R.N.), Rudolf Vögel
www.blaue-kartoffeln.de, Wilfried Stegmann
Sprecher des Arbeitskreises „Kartoffel des Jahres“:
Wilfried Stegmann, Idinger Heide 20, 29683 Bad Fallingbostel
w.stegmann@blaue-kartoffeln.de, Tel. 0162 1315134, www.blaue-kartoffeln.de